anfangs weiß: Schichtungen

Was ist die Zeit? Ein Geheimnis - wesenlos und allmächtig. Eine Bedingung der Erscheinungswelt, eine Bewegung, verkoppelt und vermengt dem Dasein der Körper im Raum und ihrer Bewegung. Wäre aber keine Zeit, wenn keine Bewegung wäre? Keine Bewegung, wenn keine Zeit? Frage nur! Ist die Zeit eine Funktion des Raumes? Oder umgekehrt? Oder sind beide identisch? Nur zu gefragt!“

Thomas Mann, Der Zauberberg

„Schichtungen“ bezeichnet die Hauptreihe meiner Gemälde seit etwa 2006. Noch stärker als bei den Schwarzaquarellen oder den weiter unten folgenden Fotoübermalungen spielt hier die Zeit als maßgebliche Dimension eine zentrale Rolle in der Genese und Thematik der Bilder. Zeit im doppelten Sinne: zunächst als die echte, reale Zeit, während der das Werk entsteht - dann aber auch als historische, mythologische, erdgeschichtliche oder kosmologische Zeit. Zeiträume ganz unterschiedlicher Längen und Alter bestimmen die Bildthemen, ihnen eingeschrieben sind die dazugehörige Orte. Sinnbildich dafür steht das Material, das seinerseits häufig in vielen Schichtungen übereinander den Zeit- und Raumschichten Rechnung trägt. Und durch die Hintertür der Collage schafft sich auch hier die Fotografie ihren Raum in der Malerei.

Technik: Acryl, Sand, Fotografie, Papier, Collage auf Leinwand oder Platte

Über dem Berg, unter dem Berg | 2009 | 80 x 120 cm

Sandsteinlied | 2009 | 120 x 85 cm

Jura und Kreide I | 2009 | 140 x 100 cm

Jura und Kreide II | 2009 | 120 x 140 cm

Relativität | 2008 | 50 x 60 cm

Sternenstaub | 2008 | 50 x 60 cm

Zwei Galaxien | 2008 | 50 x 50 cm

Erinnerung an B. | 2008 | 120 x 85 cm

Ithaka | 2007 | 60 x 30 cm

Nildelta | 2007 | 60 x 30 cm

Andere Wahrheiten II | 2008 | 60 x 80 cm

Andere Wahrheiten III | 2008 | 60 x 80 cm

Monument und Grabmal | 2008 | 50 x 50 cm

Andere Wahrheiten I | 2008 | 90 x 130 cm

Landschaft im Werden I | 2006 | 80 x 100 cm

Landschaft im Werden V | 2006 | 50 x 50 cm

8 Universen | 2007 | 220 x 140 cm

Niesenland | 2007 | 100 x 190 cm

Fotoübermalungen

Was geschieht an der Grenze zwischen Malerei und Fotografie? Wie sehr lässt sich diese verwischen? Wie objektiv ist eine Fotografie überhaupt? – Wahrlich keine neuen Fragen, vielmehr wohl ein ganz zentrales Thema in der bildenden Kunst des 20. Jahrhunderts. Auch ich kam seit 2006, im Zuge meines eigenen Auslotens dieser beiden Medien, an diesen Fragen nicht vorbei – allerdings eindeutig als Maler. Die zugrunde liegenden Fotografien stammen größtenteils von mir selbst, es sind Reisebilder. Doch interessieren mich an ihnen in erster Linie ihr malerisches Moment und Potenzial, ihre Wandlungs- und Widerstandsfähigkeit in Anbetracht der Malerei.

Die Übermalungen unterliegen einer Reihe von Transformationsprozessen. Von der fotografischen Aneignung des Motivs über die Selektion aus Unmengen von Fotos bis zur erneuten Aneignung in Aquarell, Kreide und Acryl vergehen manchmal Monate – mithin also auch eine Transformation in der Zeit. Was am Ende entsteht, ist auch eine Art gegensätzlicher Schichtung: analoge Farbe über der digitalen Fotografie, subjektive Erinnerungen über dem ursprünglich spontanen Motiv, Bestätigung oder Relativierung der bereits vorhandenen Form.

Technik: Ölkreide, Aquarell, Acryl auf Fotografie

Ägypten