Flugzeuge

Um 2011 näherte ich mich erstmals ernsthaft dem Thema Skulptur und Objekt, und zwar in der ungewöhnlichen Gestalt großformatiger Flugzeugmodelle. Mit Lack und Sand entstand eine eigenwillige Aneignung der an sich schon skulpturalen Formen. Meine weiteren Gedanken dazu am Ende dieser Seite. 

Objekte: Holz, Metall, Kunststoff, Gummi, Sand, Lack


Cu I  |  2011  |  225 x 200 x 50 cm
Ag I  |  2011  |  200 x 175 x 45 cm


Au I  |  2011  |  205 x 180 x 45 cm

Cu I, Rückseite



Cu II  |  2011  |  120 x 110 x 25 cm

Au III  |  2011  |  110 x 100 x 22 cm



bl II  |  2012  |  80 x 70 x 20 cm

bl I  |  2011  |  168 x 150 x 35 cm


















r OT  |  2015  |  160 x 110 x 35 cm

AuCu  |  2011  |  130 x 90 x 30 cm



AuCu, Rückseite

kr  |  2011  |  110 x 110 x 25 cm



Ag II  |  2011  |  270 x 115 x 20 cm






































































Installationen

Seit 2012 werden insgesamt fünf Objekte dauerhaft in der Rechtsanwaltskanzlei Burow/Kachur/Gentes in Karlsruhe präsentiert. Drei große Flugzeuge sind dabei zur Installation "Triade" zusammengefasst.

Triade steht allgemein für Dreiheit, Trinität und hat in verschiedenen Fachbereichen ganz unterschiedliche Bedeutungen. So bezeichnet der Begriff zum Beispiel in der Philosophie Konzepte, die einen Dreischritt als grundlegendes Strukturmerkmal enthalten, in der Familientherapie dagegen das System Vater–Mutter–Kind. In der Soziologie wiederum meint "Triade" ein Modell der kleinsten Gruppe zur Abgrenzung von Zwei-Personen-Beziehungen, in der Kunsttherapie schließlich die Beziehung zwischen Patient, Therapeut und ästhetischem Medium. Ein halbes Dutzend weiterer Bedeutungen finden sich für den Begriff erstaunlicherweise unter anderem in den Bereichen Soziologie, Physiologie, Wirtschaft und Kriminalistik. (Quelle: Wikipedia Deutschland)

Zwei Flugzeuge sind bei der "Triade" entlang ihrer senkrechten Achse frei drehbar an der Decke aufgehängt. Kleine Luftbewegungen genügen dabei, um die Flieger in langsame, sanfte Drehung zu versetzen.


Installation "Traide"
Installation "Traide"



Ein weiteres Objekt hängt - ebenfalls senkrecht und frei drehbar - im Empfangsraum:


Flugzeug bl 























Zu den Objekten 

Wir fühlen auch die Ahnung körperlicher Anlagen,
auf deren Entwickelung wir in diesem Leben Verzicht tun müssen:
so ist es ganz gewiß mit dem Fliegen.

Johann Wolfgang von Goethe
 

Flugzeuge eröffnen einen weiten Assoziationsraum, wenn man sich darauf einlässt. Neben der allegorischen Darstellung stetiger Auf- und Abwärtsbewegung als Konstante menschlichen, physischen und kosmischen Daseins, stellen sie Fragen. Der Menschheitstraum vom Fliegen, wird er hier wahr? Sind wir Ikarus’ späte, erfolgreiche Erben?

Die Technik, ihr Nutzen, ihre Faszination und ihr Missbrauch: in seinen Kriegen fand der Mensch, seiner Hybris entsprechend, schnell militärische Verwendung für die Erfindung Flugzeug, so wie für das Schießpulver oder die Kernspaltung. Die Ambivalenz zwischen ästhetischem Äußeren und bisweilen fragwürdiger, wenn nicht zerstörerischer Funktion ist dem Flugzeug, wie so vielen anderen Erfindungen, immanent.

Edelmetallisch sind die Farben meiner „Flugobjekte“ – Kupfer, Silber und Gold. Einst Gegenstände alchemistischer „Forschung“, werden sie heute an den Börsen zu Höchstpreisen gehandelt. Sakral sind die Farben zudem, und in der senkrechten Position der Flugzeuge erscheint die Assoziation des Kreuzes im christlichen Verständnis erstaunlich naheliegend. Geburt, Tod, Auferstehung, Himmelfahrt. Auch die Geschichte des Kreuzes ist voller Höhen und Tiefen, Widersprüche und Irrtümer, vor allem in ihrer Deutung. Schon im Alten Testament wird Krieg zu einer grausamen Variante der ultima ratio, gerät er im Buch Exodus gar zum andeuernden, wiederholten Gewaltexzess. Flugzeuge? Sie wären sicher als Zeichen Gottes gedeutet und ebenso eingesetzt worden wie heute.

Aber es gibt da eben noch die andere, die romantische Seite: der uralte Traum vom Fliegen, die Sehnsucht nach dem Himmelblau, sie erscheinen mir so elementar und verständlich. Indes ist das Flugzeug zum Massentransportmittel geworden, längst nichts Besonderes mehr. Die meisten von uns kennen mittlerweile die Erfahrung, beengt in der Großraumkabine eines Passagierflugzeugs zu sitzen, einfach nur um schnell von A nach B zu kommen. Aber wer kennt schon das Gefühl des leisen Gleitens im einsitzigen Segelflugzeug, in einer kleinen Kabine, allein mit Sonne, Wind und Wolken?

Ist das kitschig-verklärt oder erhaben - oder mitunter beides zugleich? Ich weiß es nicht, da ich noch nie in einem Segelflieger saß. Aber vielleicht sollten viel mehr von uns diese Erfahrung machen, vielleicht vermag sie einen ja zu verändern. Das wäre eine schöne Vorstellung.

A. M., Mai 2011








Seitenende